Kontaktstation 2.0
Anlässlich der Blauen Nacht 2006 in nürnberg (laut Flyer immerhin Deutschlands größter Kunst- und Kulturnacht), habe ich die kontaktstation um die Versionsnummer 2.0 und zwei Terminals erweitert. Eine Nacht lang konnten Besucher des Fünfeckturmes Körperkontaktmusik produzieren und zu meiner Freude kamen die meisten meiner Aufforderung nach.
“Kontaktstation” ist eine Rauminstallation, die die Intensität von Körperkontakten und Berührungen zweier oder mehrerer Personen in harmonisierte Musik umsetzt. Entweder wird von jeder Person jeweils ein Terminal berührt (durch pulsierende Beleuchtung signalisiert) oder – um beide Hände frei zu haben – können auch Armbänder angelegt werden. Bei jeder Berührung entsteht nur harmonische Musik; die Melodielinie des Hautkontaktes wird außerdem duch eine rhytmisch und harmonische Basis durch sensorische Messung der Distanz beider Personen zueinander, unterstützt.
Das eigentliche Kunstwerk ist jedoch nicht das Objekt selbst, sondern die Bedienung der Besucher. In der durch Umgangs- und Verhaltensregeln durchsetzten Öffentlichkeit des Raumes werden normale Menschen zum privaten Hautkontakt aufgefordert. Je nach Anzahl der Personen im raum bildeten sich auch Ketten und sich fremde Menschen traten in ungewöhnlich reflektierten Hautkontakt. Die Berührung selbst muss variiert werden um eine Melodie zu erzeugen.
Die so erzeugte Musik erzählt von Umarmungen, Streicheln und Küssen normaler Ausstellungsbesucher. Mancher zieht einen unbeobachteten Moment vor, bei anderen bildet sich ein Publikum und es entstehen mitunter Performances, deren zwischenmenschliche Spannung sowohl visuell als auch durch die erzeugte Musik von den Darstellern auf die Zuschauer/-hörer übertragen wird.
Eine tiefer gehende inhaltliche und technische Beschreibung findet sich im Artikel zur Dokumentation der Kontaktstation 1.0.
Ausdrücklich hinweisen möchte ich auch auf midibox.org. Eine modifizierte und mit eigener software ausgestattete midibox bildet das technische Fundament für die “unsichtbare” Mikrokontrollersteuerung (s. Bild unten links). Besonderer Dank geht an Thorsten Klose, der durch die Veröffentlichung der Baupläne und des MIOS als Open Source die Möglichkeiten der Kontaktstation nicht unwesentlich vergrößert hat. Wer Fragen zur technischen Realisierung hat, findet mich im midibox-Forum (-> audiocommander). Eine ausführlichere Beschreibung und Quelltexte werden dort demnächst veröffentlicht.
· Kontaktstation 1.0 (technische und inhaltliche Beschreibung)
· Bilder der Kontaktstation 2.0 an der Blauen Nacht
· Kontaktstation Video-Blip (unbenutzte Station), blaue nacht 2006
Ausstellungen:
· Blaue Nacht 2006, Nürnberg
· Jahresausstellung der Akademie der bildenden Künste Nürnberg, 2006
Pressestimmen:
“Eine vielfältige wie sehenswerte Präsentation (…) – wer alles sehen möchte, ist gut drei Stunden unterwegs – und wird mit allerhand Entdeckungen belohnt. Zum Beispiel an dem interaktiven Körperkontaktmusik-Apparat von Michael Markert in der Klasse ‘Kunst und öffentlicher Raum', die mit dem Reisestipendium der IHK (…) ausgezeichnet wurde.”
Nürnberger Nachrichten vom 19. Juli 2006
“Und was die (…) Klasse Winter betrifft, ist sie nicht nur ein schönes Beispiel dafür, wie Kunst und Krampf auf engem Raum fruchtbar zusammenfinden, sondern auch für Wahnsinn und Genie. Man betrachte nur Michael Markerts ‘Körperkontaktmaschine', die einen (…) an Michelangelos Fingerspitzenmotiv aus der Sixtinischen Kapelle erinnern kann”
Nürnberger Zeitung vom 19. Juli 2006
2 thoughts on “Kontaktstation 2.0”
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Nice one mate!
ja, ich musste leider viel zu schnell wieder weg und konnte dieses interessante Gerät nicht bis in die letzte Ecke ausprobieren. Michi ™ steht aber für Qualität im öffentlichen Raum, so dass ich bestimmt meinen Spass gehabt hätte.
Ich freu mich jedenfalls auf deinen Auftritt im 3hoch3… bis bald, Dirk